KI im Design: Evolution, Revolution oder Spielerei?

22. Januar 2024

Auch im Grafikdesign ist Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch. Doch ist KI im Design tatsächlich eine echte Revolution, die lange nachhallt? Handelt es sich um eine natürliche Evolution? Oder sind KI-Anwendungen lediglich Spielereien ohne nachhaltigen Wert? Wir haben uns mit Tools wie Midjourney und neuen Kompetenzen wie dem Prompting auseinandergesetzt.

Grafikdesign ist eine Profession, die über viele Jahre hinweg erlernt und kultiviert werden muss. Auch bei den eingesetzten Instrumenten – vom Zeichenstift bis zur Design-Software – braucht es Schulungen und viel Übung, um damit spannende und ästhetisch hochwertige Designs realisieren zu können. Deutlich schneller sind KI-Tools wie Midjourney: Weniger als 60 Sekunden dauert es, bis Illustrationen, Grafiken oder fotorealistische Bilder entstehen – oftmals in beeindruckender Qualität.

Ist Künstliche Intelligenz eine Gefahr für die Branche?

Dass Anwendungen, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, tatsächlich aussergewöhnliche Resultate liefern können, steht ausser Zweifel. Viele KI-generierte Bilder lassen sich auch mit geschultem Auge nicht von echten Fotografien unterscheiden. Bestes Beispiel ist das Werk «Pseudomnesia: The Electrician». Damit gewann Björn Eldagsen im April 2023 den renommierten Sony World Photography Award. Erst nach der Prämierung durch die Jury gab der Fotograf bekannt, dass er das Bild mithilfe Künstlicher Intelligenz erzeugt hatte. Er habe herausfinden wollen, ob derartige Wettbewerbe auf KI-Bilder vorbereitet sind. Sie sind es offenbar nicht.

Die Entwicklungen im Bereich KI sind nicht zuletzt auch für die Grafikbranche von grossem Interesse. Vor allem Bildgeneratoren wie Midjourney, Stable Diffusion oder Firefly von Adobe, aber auch diverse Spezialanwendungen können viele Design-Aufgaben in kürzester Zeit erfüllen.

Als Grafikerin oder Designer könnte man sich vom enormen Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz bedroht fühlen. Für Grafiker Peter Elser besteht jedoch nur bedingt Grund zur Sorge. «Gefährdet sind nur die Arbeiten ohne durchdachte Strategie und zündende Ideen. Ein differenzierendes und schlüssiges Designkonzept kommt nach wie vor nicht aus einem Generator. Aber KI kann uns durchaus unterstützen, etwa bei der Visualisierung von Ideen. Darum ist es für uns essenziell, uns über Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Und die relevanten KI-Tools richtig zu nutzen.»

Prompting – die neue Kompetenz im Design?

KI-Tools wie ChatGPT oder Midjourney bringen eine neue Kompetenz mit sich: das sogenannte Prompting. Prompts sind die Befehle, mit denen man die gewünschten Text- oder Bildausgaben erzeugen kann. Während man mit ChatGPT im Rahmen eines echten Dialogs interagieren kann, funktioniert der Bildgenerator Midjourney anders. Der Prompt ist dazu da, das Bild, das erzeugt werden soll, möglichst genau zu beschreiben. Über verschiedene Parameter, etwa für Seitenverhältnis oder Bildqualität, kann das Resultat zusätzlich beeinflusst werden.

Auch mit sehr simplen Eingaben gelingen mit ein wenig Glück brauchbare oder überraschende Bilder. Nachfolgend ein Beispiel, wie die Eingabe «ein Spielzeugpinguin» auch tatsächlich ein Bild eines Pinguins liefert, auch wenn er nicht sonderlich freundlich wirkt.

Will man jedoch das Bild stärker nach den eigenen Vorstellungen gestalten, muss auch der Prompt präziser formuliert sein. So lässt sich der Spielzeugpinguin in das gewünschte Umfeld versetzen und die passende Bildstimmung erzeugen.

Grundsätzlich ist ein KI-Instrument wie Midjourney durchaus mit einem altbewährten Hilfsmittel wie Photoshop vergleichbar. Beide Tools haben enorm viel Potenzial, doch sie liefern nur dann gute Resultate, wenn man sie optimal beherrscht und das Beste aus ihnen herausholen kann.

Aber sind Kurse im Prompting, wie sie bereits angeboten werden, tatsächlich nötig und zielführend? Ist das Prompting ein sogenannter Future Skill? Und werden uns neue Berufsbezeichnungen wie «Prompt Engineer» langfristig begleiten? Noch gibt es auf solche Fragen keine verlässlichen Antworten. Zweifellos macht es Sinn, sich in der Handhabung der Tools weiterzuentwickeln, gerade in der Design-Branche ist dies essenziell. Doch früher oder später werden sich auch die Tools weiterentwickeln oder durch andere abgelöst, die einfacher und intuitiver zu bedienen sind.

Konstante Veränderung

Der rasante Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz stellt für die Design-Branche eine Zäsur und eine Herausforderung dar. KI-Tools werden immer salonfähiger und relevanter. Ein Graubereich besteht aktuell noch in rechtlicher Hinsicht. Derzeit sind KI-Werke nicht urheberrechtlich geschützt, KI-generierte Bilder können in der Regel uneingeschränkt für private und kommerzielle Zwecke genutzt werden. Doch auch in juristischen Dingen wird sich in Bezug auf KI noch einiges tun.

Wer den Anschluss nicht verlieren will, muss die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und keine Angst vor neuen Möglichkeiten haben. Klar ist: Auch mit KI geht den Designerinnen und Grafikern die Arbeit nicht aus – aber sie verändert sich. Doch verändert hat sie sich schon immer.

 


 

Eine kleine Geschichte des Grafikdesigns

Der Begriff Grafikdesign ist relativ jung. Häufig wird dem amerikanischen Designer William Addison Dwiggins zugeschrieben, das Wort 1922 in einem Artikel zum ersten Mal benutzt zu haben, obwohl es schon in einem technischen Lehrbuch für Drucker aus dem Jahr 1908 zu lesen war. Als Konzept existierte Grafikdesign aber schon lange zuvor.

  • Höhlenmalereien. Schon vor über 45'000 Jahren waren Grafikdesigner aktiv – etwa jene, die auf der indonesischen Insel Sulawesi die rundliche Form eines heimischen Pustelschweins an eine Höhlenwand malten.
  • Sumerische Keilschrift und ägyptische Hieroglyphen. Etwa um 3000 v. Chr. schufen die Sumerer und die Ägypter die ersten bekannten Schriften, die gleichzeitig die Vorläufer der heutigen Piktogramme waren.
  • Drucktechniken in China. Bereits vor 2000 Jahren nutzte man in China Holz, Porzellan und andere Materialien, um Designs auf Papier und Textilien zu drucken.
  • Typografie im Mittelalter. Das Mittelalter ist als dunkle Ära bekannt, doch sie brachte auch wichtige Fortschritte im Bereich der Schriftgestaltung. Die Typografie entwickelte sich, die Kalligrafie verlieh dem Schriftbild zu neuer Eleganz.
  • Familienwappen und Ladenschilder. Die heutigen Logos haben eine lange Geschichte. Sowohl die ersten Wappen aus dem 12. Jahrhundert als auch Ladenschilder aus dem 14. Jahrhundert waren nichts anderes als Logos, die oftmals mit viel Symbolkraft aufgeladen waren.
  • Gutenbergpresse. Mit der Erfindung der Gutenbergpresse im 15. Jahrhundert begann die Zeit der Massenkommunikation. Wissen und Kultur wurden vielen Menschen zugänglich gemacht, auch für das Design entwickelten sich ungeahnte Möglichkeiten.
  • Printanzeigen. Im frühen 17. Jahrhundert wurden die ersten gedruckten Anzeigen publiziert.
  • Lithografien. Mit der Etablierung der Lithografie wurde im 19. Jahrhundert die industrielle und vergleichsweise günstige Fertigung von Drucksachen möglich.
  • Wiener Werkstätte. Die im Jahr 1903 gegründete Wiener Werkstätte war eine wichtige Produktionsgemeinschaft bildender Künstler und wird gemeinhin als erste Grafikdesign-Agentur betrachtet.
  • Bauhaus. Als Kunstschule führte das Staatliche Bauhaus nach der Gründung im Jahr 1919 Kunst und Handwerk zusammen und prägte das Grafikdesign nachhaltig.
  • Funktional-ästhetische Perfektion. Designer wie Paul Rand richteten den Fokus auf die perfekte Verbindung von Funktion und Ästhetik, etwa bei der Schaffung von prägenden Logos.
  • Digitales Zeitalter. Das Aufkommen des Computers setzte eine weitere Revolution im Design in Gang. Programme wie Adobe Photoshop – 1990 erstmals veröffentlicht – entwickelten sich zu essenziellen Werkzeugen in der Designbranche.
  • Internet. Durch die Ausbreitung des Internets und die daraus entstehenden Möglichkeiten gewann Grafikdesign zusätzlich an Bedeutung und Vielfalt.
  • Künstliche Intelligenz. Die rasanten Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz beeinflussen auch das Grafikdesign. KI kann Prozesse vereinfachen, aber nicht die Kreativität ersetzen.

 


 

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Ein KI-Tool wie Midjourney vermag lustige Bilder zu erzeugen. Doch für überzeugende Designkonzepte braucht es sehr viel mehr – zum Beispiel zündende Idee, eine klare Strategie, den Blick aufs Ganze sowie viel Fingerspitzen- und Bauchgefühl. Hier spielen wir unsere Stärken aus – gerne auch für Sie.

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